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Ricarda Huch

Ricarda Huch

Leben und Wirken – Ein Überblick

„Nicht träg´ im Nest, wenn sie zur Sonne dringen – dann erst verspürt der Adler seine Schwingen“

Ricarda Huch ist uns als Namensgeberin der Schule bekannt – aber wer war diese Frau? Kann uns ihr Leben heute als Vorbild dienen? Wir denken: Ja.

Ricarda Huch wurde am 18. Juli 1864 in Braunschweig als Tochter des Großkaufmanns Richard Huch und dessen Frau Emilie (geb. Hähn) geboren. Nach dem Abitur begann sie 1888 ihr Studium der Geschichte, Philosophie und Philologie in Zürich, da in Deutschland noch keine Frauen an Universitäten zugelassen waren. Zu dieser Zeit veröffentlichte sie erste Gedichte unter dem Pseudonym R.I. Carda. 1891 promovierte Ricarda Hoch als eine der ersten Frauen und arbeitete anschließend als Bibliothekarin und Lehrerin für Deutsch und Geschichte in Zürich und Bremen.1892/93 veröffentlichte sie erste Dramen und Erzählungen sowie den autobiographischen Roman „Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren“. 1897 ging Huch nach Wien und beschloss, als freie Schriftstellerin zu arbeiten.1898 heiratete sie den italienischen Zahnarzt Ermano Ceconi, dem sie nach Triest folgte. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor.

Im Jahr 1900 zog Ricarda Huch nach München, wo sie teils gesellschaftskritische Romane veröffentlichte, sich aber auch mit dem Geist der Romantik, dem sie sich verbunden sah, beschäftigte. 1906 ließ sie sich von Ceconi scheiden und heiratete 1907 ihren Vetter – zugleich Schwager und Jugendliebe – Richard Huch, mit dem sie nach Braunschweig zog. Nach der Scheidung im Jahr 1911 kehrte sie nach München zurück, wo sie – abgesehen von einer Unterbrechung während des Ersten Weltkrieges – bis 1927 lebte. In dieser Zeit verfasste sie kaum noch poetische, sondern historische und religionsphilosophische Schriften.

Neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin engagierte sie sich auch politisch, was sie sowohl in ihrer (gescheiterten) Kandidatur für die Wahlen zur Nationalsversammlung 1919, als auch in der historisch-politischen Studie „Michael Bakunin und die Anarchie“ (1923) zeigte.

1924 wurde sie Ehrensenatorin der Universität München, 1926 als erste Frau in die Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste gewählt. 1931 erhielt sie den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt.   

Während der Zeit des Nationalsozialismus leistete Huch aktiven geistigen Widerstand, indem sie bereits 1933 aus der gleichgeschalteten Akademie der Künste austrat und sich stets konsequent gegen die NS-Rassendoktrin aussprach.

„Dass ein Deutscher deutsch empfindet, möchte ich fast für selbstverständlich halten, aber was deutsch ist und wie Deutschtum sich betätigen soll, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Was die jetzige Regierung als nationale Gesinnung vorschreibt, ist nicht mein Deutschtum. Die Zentralisierung, die brutalen Methoden, die Diffamierung Andersdenkender, das prahlerische Selbstlob halte ich für undeutsch und unheilvoll…“

Da ihren Werken jedoch eine national-konservative Einstellung zugrunde lag und vielleicht auch, weil ihr Name eine ungeheuerliche Popularität erlangt hatte, durfte sie weiterhin publizieren und frei leben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte sie im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ an der demokratischen Neuordnung Deutschlands mit. Mit ihrer Studie über den Widerstand der Münchner Studenten 1943, der 1953 unter dem Titel „Der lautlose Aufstand“ postum veröffentlicht wurde, trug sie zudem zur Auseinandersetzung mit den Geschehnissen des Nationalsozialismus bei. In einem Aufruf „Für die Märtyrer der Freiheit“, mit dem Ricarda Huch sich Anfang Mai 1946 an die Öffentlichkeit richtete, hieß es:

„Sie sind nicht umsonst gestorben; wie wir der Luft bedürfen, um zu atmen, um das Licht zu sehen, so bedürfen wir edler Menschen, um zu leben…“

1947 wurde Huch Ehrenpräsidentin des Ersten Deutschen Schriftstellerkongresses in Ost-Berlin. Im selben Jahr zog sie nach Frankfurt um und starb am 17.11. in Schönberg im Taunus an den Folgen einer Lungenentzündung.

„Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit. Kühl weht die Ewigkeit.“

 

© Städtische Ricarda-Huch-Realschule 2023